Ein
Begriff oder eine Idee?
Die
Seele - das Innere, die seelischen Vorgänge des Menschen. Durch
Selbstbeobachtung wird uns die Existenz einer Seele bewusst.
Bei Tieren wird sie analog erschlossen und selbst bei Pflanzen
werden seelische Prozesse vermutet.
In
der Philosophie
Als erster beschäftigte sich Aristoteles
mit dem Versuch, die Ganzheit des Menschen aus dem Begriff Seele
heraus zu denken. Für ihn ist die Seele ein belebendes Prinzip:
Vitalseele, vegetative Seele, Entelechie und ist damit die
Grundlage für die animalische Seele mit ihren Vorstellungen,
Trieben und Gefühlen. Schließlich lenkt die Vernunftsseele alle
anderen seelischen Vorgänge. In ihr wird der Trieb zum Willen,
die Wahrnehmung oder Vorstellung zur Erkenntnis.
Die Scholastiker
übernahmen die Ansichten der verschiedenen Seelenschichten in
ihre Philosophie.
Im 17.
Jahrhundert wurde die dualistische Metaphysik des René Descartes
populär. Er geht in seiner Philosophie davon aus, dass es nur den
materiellen Körper und das seelische Bewusstsein gibt.
Spinoza
entwickelte einen unendlichen
Allgeist, in den alle individuellen Seelen einfließen. Damit
begründete er in der Fortführung Descartes eine Mechanik der
inneren Erfahrung, insbesondere der Gemütsbewegungen.
Hume
beschrieb das Ich als ein
substanzloses Konglomerat an Vorstellungen. Daraus folgt, dass der
Begriff Seele nicht auch gleichzeitig die empirische Untersuchung
des Seelenlebens abdeckt. Der Begriff Seele bleibt
metaphysisch.
Auch
nach Kant ist Seele kein Begriff, sondern eine
"Idee".
Im
Gegensatz zu den früheren philosophischen Überlegungen zum Thema
ging Schopenhauer davon aus, dass das Wesen des Menschen
nicht allein durch seinen Geist (Geistseele), sondern durch Trieb,
Drang oder Wille bestimmt wird und er damit seinen Platz im
Naturreich einnimmt. Das Bewusstsein erscheint einerseits als
abhängiger, lenkbarer Faktor (Medium der Motive) und als
ebenso abgeleitet wie die Materie auf der anderen Seite.
Schließlich
führte Nietzsche die Interpretationen Schopenhauers fort.
Durch
diese Entwicklung trat der Begriff Seele aus der philosophischen
Betrachtungsweise zurück und behält einen traditionell
gebundenen metaphysischen Inhalt.
In
der Psychologie
Seit dem 20. Jahrhundert wird der
Begriff Seele in der Psychologie auf die gefühls- und
leibnäheren, bildhafteren Funktionen angewandt und dem
abstrakten, rationalen Denkvermögen gegenübergesetzt. Klages
differenzierte zwischen den unmittelbaren Seelen- und
Lebensimpulsen wie Gefühle, Ausdrucksbewegungen,
Tiefenreaktionen, Triebfedern und dem Geist.
Mit
Begriffen wie Struktur, Gefühl und Gemüt wurde versucht, sich
den seelischen Prozessen inhaltlich zu nähern.
Die Gestalttherapie
entwickelte das Modell von der Gestaltverwandtschaft seelischer
und körperlicher Vorgänge.
In der
Medizin streift das Krankheitsbild der psychosomatischen
Erscheinungen, unter Einbeziehung der Tiefenpsychologie in wieweit
sich seelische Prozesse im Unterbewussten auf das körperliche
Wohlbefinden auswirken.
Seelische
Krankheiten:
endogene
Psychosen (Schizophrenie,
manisch-depressive Störungen), exogene Psychosen bzw.
symptomatische Psychosen, die durch äußere Ursachen
hervorgerufen wurden wie andere Krankheiten oder Vergiftungen und
Neurosen.
Im
Glauben
In der katholischen Glaubenslehre
ist festgelegt worden, dass die Geistseele die Wesensform des
Leibes ist. Damit bedient sich die Kirche den
aristotelisch-scholastischen Vorstellungen.
Bei
den Anthroposophen wird
die menschliche Geistseele durch den Leib in ihrer Individualität
bestimmt und bildet nur gemeinsam mit dem Körper den Menschen.
Strömungen,
in denen der Körper nur als Gefängnis der Seele betrachtet wird,
gelten als häretisch.
Seelentiere:
Nach den Glaubensvorstellungen vieler Völker lebt die Seele von
verstorbenen Menschen in den Tieren fort. Oder die Seele von
noch lebenden Menschen ist plötzlich in bestimmten Situationen in
den Tieren gegenwärtig.
Seelenwanderung:
Glaube daran, dass nach dem Tode einen Menschen seine Seele in ein
anderes Geschöpf, sei es Mensch, Tier oder Pflanze übergeht.
Diese Glaubensauffassung ist besonders bei den Indern (Hinduismus)
stark verbreitet. |